Samstag, 27. Juni 2015

Profi oder nicht.... DAS ist hier die Frage!


Erstveröffentlichung in der CHorika  3_2013

Habe ich mich im letzten Heft intensiv mit Selbstrespekt und der Entwicklung der Tanzszene im Grundsätzlichen beschäftigt, so haben mich meine Erlebnisse der letzten Wochen dazu bewogen, mich auch mal mit dem Thema Selbstüberschätzung zu befassen.

Da musste ich (als ich als Moderatorin auf einem „open air“ Tanzevent kurzfristig eingesprungen bin) erleben, dass eine Tanzkollegin, die seit ca. einem halben Jahr in einem nahegelegenen Ort unterrichtet, sich von mir als Profitänzerin ansagen ließ mit einer tänzerischen Technikleistung, die ich in meinen Kursen irgendwo im Bereich Mittelstufe einordnen würde. Bitte versteht mich nicht falsch, auch ich habe noch viele Lücken und Lernbedarf, aber ich würde mich auch nie als Profitänzerin bezeichnen (… was ist das überhaupt … eine Profitänzerin? - hier hätte ich mal die Frage, wie wir das definieren möchten ...). Nun, mir blieb fast die Spucke weg dennoch folgte brav der Anweisung. Den Satz „Ich bin schließlich auch ein Profi“ bekam ich an dem Tag übrigens noch ganze zweimal aus anderen Mündern zu hören. Ehrfürchtig versuche ich also, das Gesehene und das Gesprochene irgendwie in Übereinstimmung zu bringen, aber ich habe zugegebenermaßen größte Mühe damit. Wir sind also beim Thema angekommen und ich habe Erklärungsnotstand.

Fragen wir doch mal Wikipedia:

… Die Psychologie ordnet die Selbstüberschätzung in die Kategorie kognitive Verzerrungen ein …

… Menschen mit schwachem Selbstwert können zur Selbstüberschätzung neigen, um von ihren subjektiven oder objektiven Schwächen und Unkenntnissen abzulenken. Sie sind dabei häufig wenig selbstkritisch. Viele versuchen, eine realistische Überprüfung tatsächlicher Fähigkeiten zu vermeiden, zum Beispiel durch Hochmut, oder sich einer solchen zu entziehen. Andauernde Selbstüberschätzung kann zu Misserfolgen und Scheitern führen …

Komisch – da ziehe ich unwillkürlich Parallelen, obwohl ich das nicht möchte. Manchmal zwingen sich einfach Gedanken auf und man versucht sie vehement zu streichen … vergeblich.

Was mich nun interessieren würde, gibt es das nur im OT? Liegt es daran, dass es keine fest vorgeschriebenen Ausbildungsgänge gibt, die geregelt sind und anhand derer man sich einordnen könnte? Eine staatliche Prüfung, wäre das die Lösung? Eine Koppelung der Unterrichtserlaubnis an eine staatliche Lizenz? Andere Frage: Würde dies dem Tanz seine Seele nehmen? Eine Fragestellung, die ich gerne auch einmal diskutiert hätte – mit TänzerInnen, die tatsächlich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, und mit HobbytänzerInnen, die sich über ihr Tun ernsthaft Gedanken machen, und mit LehrerInnen mit langjähriger Erfahrung.

Ich jedenfalls bin es Leid, völlig realitätsfremden Kolleginnen mit ihren perfekten Kenntnissen in klassisch orientalischem Tanz, natürlich allen Folkloretänzen – Bollywood, persischem Tanz, Tribal Fusion und meinetwegen auch noch Flamenco – das alles wohlgemerkt in wenigen Jahren erlernt – den Eitelkeitsbauch zu streicheln!

Ganz abgesehen davon, wenn frau mit über 25 das Tanzen beginnt, wie kommt sie darauf, ein „Profi“ zu werden … – also eine Berufstänzerin – wie ich den „Profi“ hier einfach mal definiere – bleiben wir doch auf dem Boden der Realität. Was nicht heißt, dass Frauen über 40 nicht gut tanzen könnten. Für meine Begriffe wird es zumindest im Orientalischen Tanz ab 40 erst richtig interessant und der Tanz auch gefüllt mit dem Stück Weib, welches sich erst richtig jenseits der 30-er etabliert! Mit 20 Jahren, da kann man eventuell daran denken eine Profikarriere einzuschlagen und es bleibt trotzdem die Frage, ob dies ein erstrebenswertes Ziel ist. Ich für meinen Teil empfinde es als Privileg, diese Tanzform als Hobby betreiben zu dürfen, frei entscheiden zu können, wann ich was mache, wie ich es mache und mit wem. Der Profi, der davon leben muss, hat diese Freiheit nicht.

Aber was bedeutet es, wenn Dir Kolleginnen sagen „Ich bin schließlich auch ein Profi“? Dieser Satz beinhaltet einen Vergleich – nämlich „auch“ – also schön … man sieht mich als Profi … das ist zwar nett, würde ich aber so nicht sehen. Des Weiteren impliziert dieser Satz eine Wertung – nämlich „so wie Du“. Man will mir sagen, ich bin genauso viel Wert wie Du. Richtig! Jeder ist so viel Wert wie der Andere! Leute, wo ist das Problem. Warum ist diese Form der Feindseligkeit so wichtig im Leben? Jeder macht „sein Ding“ nach „seiner Facon“. Jeder hat „sein Publikum“, „seine Fans“ – das Spiel „ ich will aber mehr als Du haben“ ist ein Spiel aus dem Sandkasten. Wir sind alle erwachsene Menschen! Kommen wir also auf das Thema der letzten Spiegelbilder zurück – den Selbstrespekt. Vielleicht macht es mehr Sinn, sich auf sich selbst zu besinnen, ein bisschen selbstkritischer zu sein und nicht immer in Konkurrenz treten zu wollen. Das bringt einen langfristig weiter als der Kampf darum, wer den Kopf einen Millimeter weiter vorne hat. Die meisten von uns pflegen ein schönes Hobby und sollten sich ihrer Verantwortung den SchülerInnen gegenüber bewusst sein. Daher vielleicht einfach einmal mehr das eigene Wissen erweitern und weiter lernen statt erbost die Ellenbogen auszufahren und sich den Platz anzueignen, der eigentlich allen gehört!

Gerstern habe ich die Werbung einer Kollegin in der Nähe gefunden. Sie wirbt mit einem Bauchtanzkurs Ü50 im Seniorenzentrum xy, während Ihre weiteren Bauchtanzkurse (wohl für Frauen unter 50) in Turnräumen stattfinden. Ausgrenzung der älteren Kursteilnehmerinnen als Senioren finde ich persönlich sehr grenzwertig!

Ja, ich glaube ich bin gerade ziemlich maulig – aber das wisst Ihr ja – Ich bin eben Ü50 und will noch nicht ins Seniorenzentrum.

 

 

Samstag, 6. Juni 2015

Spiegelbilder 3_2011_Gedanken zum Unterricht - Teil 1_veröffentlicht in der Chorika



Ein spannendes und mitunter auch heikles Thema und in vielen einschlägigen Foren intensiv diskutiert. Ja, es gibt eben keine staatlich geregelte Ausbildung und somit kann jeder, der sich berufen fühlt, den orientalischen Tanz unterrichten. Außerdem wissen wir alle aus unseren eigenen Schulzeiten, dass es durchaus auch staatlich geprüfte Lehrer gibt, deren pädagogische Fähigkeiten eher unterrepräsentiert sind, um es mal nett auszudrücken. Unterrichten - eine Gabe, die nicht nur aus Fachwissen, sondern auch aus den sogenannten Social oder Soft Skills besteht. Eine Chance für begabte Dozentinnen, aber auch eine große Gefahr! Unterrichten als Berufung oder als Broterwerb oder sogar beides? In dieser Ausgabe wird mein Beitrag wieder einmal hemmungslos direkt und gnadenlos ausfallen, man möge es mir verzeihen, aber meine Erfahrungen lehren mich Dinge, die ich nicht einfach unter den Tisch fallen lassen kann. Also hier meine Gedanken zum Thema Unterricht, unzensiert und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen!
Die Unterrichtsszene wird immer größer und das Angebot immer breiter gefächert, wie auch sonst sollten sich alle aus dem Boden sprießenden Dozentinnen ihre Kurse füllen. Es gibt kaum ein Dörfchen, in dessen Nähe nicht ein Bauchtanzkurs angeboten wird, und letztendlich ist das auch gut so, denn wir alle wissen die gesundheitlichen Vorzüge dieser Bewegungsart sehr hoch zu schätzen! Und da bin ich bei meinem Thema: An dieser Stelle haben wir Lehrerinnen eine Verantwortung – sind wir uns dessen immer bewusst? Ein physiologisch und auch psychologisch kompetenter Umgang mit den Schülern ist die Grundvoraussetzung für ein Lernen ohne „Nebenwirkungen“. Dies umzusetzen ist nicht einfach, haben wir doch alle auch unsere eigenen Unzulänglichkeiten. Ich persönlich nehme das Thema sehr ernst und hole mir regelmäßig Feedback bei meinen Schülerinnen, die ohnehin sagen, wenn sie etwas stört oder sie etwas nicht verstehen – eine Vertrauensbasis ist Grundvoraussetzung für den offenen Umgang miteinander, auch mit Kritik! Auch die Prämisse, den Tanz nicht zu lernen um damit auf die Bühne zu gehen, sondern erst einmal mit dem Ziel, mir und meinem Körper etwas Gutes zu tun, ist nicht selbstverständlich. Wie oft schon habe ich Anfängergruppen nach 2 bis 3 Monaten Unterricht mehr schlecht als recht auf der Bühne gesehen. Was macht das für einen Sinn? Die Muskulatur einer ungeübten Schülerin braucht je nach Fitnesszustand 3 bis 6 Monate, bis sie so aufgebaut ist, dass sie die Bewegungen auch „halten“ und für den Körper unschädlich ausführen kann (wir trainieren ja nicht 6-mal die Woche mit den Frauen und nicht jede übt täglich daheim). Warum müssen Küken schon nach so kurzer Zeit unbedingt vors Publikum – und die Frage ist dabei, wollen sie das überhaupt? Ein Tänzchen auf einem internen Fest ist das Eine … da kann mit einem Augenzwinkern einfach locker vom Fleck weg getanzt werden – wenn frau das will – aber die große Bühne ist meiner Ansicht nach für Anfänger ein No-Go.
Langsam den Körper kennen lernen und die Veränderungen spüren und bewusst erleben ist eines der größten Abenteuer eines Bauchtanzneulings
 und das will und kann ich nicht durch überzogene Zielsetzungen ersticken. Aber es gibt auch andere Ansätze und immer wieder sehe ich eher unbeholfene Versuche, in einem Bauchtanzkostüm nach 12 Stunden Unterricht in eine Rolle zu schlüpfen, die nicht passt. Die Verantwortung sehe ich dabei einzig und allein bei den Lehrerinnen. Ihr entscheidet, wann Eure Schüler so weit sind, und Ihr solltet nicht Euer Seelenheil in der Präsentation Eurer Schüler suchen, das könnt Ihr schon durch Eure eigenen Aktivitäten erlangen, ohne überzogene Erwartungen an Eure Schüler zu adressieren. Manchmal kommt es mir vor, als würden die „Kriege“ unter den Trainerinnen in Form ihrer Gruppenaktivitäten ausgefochten statt sich selbst zu „duellieren“  und das auf Kosten der Schülerinnen, die sich natürlich im „siebten Tänzerinnenhimmel“ sehen und Stück für Stück den Blick für die Realität verlieren, wenn sie bereits nach 3 Monaten zur Bühnentänzerin avancieren. Aber auch einen übermotivierten Neuling, der gleich am ersten Tag nach Auftritten fragt, hole ich mitleidlos von seiner rosa Wolke mit „Jetzt lernen wir erst einmal alle unsere Muskelpartien kennen, bringen diese in Form und lernen alle Grundbewegungen, danach sehen wir weiter, auf die Bühne ist es ein weiter und arbeitsreicher Weg“. Spätestens nach der ersten Stunde ist auch dieser Debütantin klar, dass das Bauchtanzen einem nicht einfach so in den Schoß fällt.
Im Ursprung war dieser Tanz ein Tanz innerhalb eines sozialen Gefüges von Frauen, deren Überleben davon abhing, dass sie alle zusammenhielten und füreinander da waren. Heute wird viel zu oft versucht, mit diesem Tanz miteinander in Konkurrenz zu treten. In meinen Augen ist das fast ein Stück Perversion. Dazu kommt aber auch noch ein zweiter Aspekt – das Geld! Es kann auch ein Versuch sein sich Schüler zu halten, indem ich ihnen die „Bühnenkarriere in lila“ verspreche. Nun, dies ist dann natürlich ganz im Zeichen der Zeit, wo Geld die Lobby für Alles ist. An dieser Stelle empfinde ich die Versprechen einer verantwortungslosen Lehrerin fast als Straftat. Nicht nur, dass sie ihrer Schülerin das realistische Selbstbild nimmt, sondern sie führt sie gegebenenfalls auch noch vor, dafür „fremdschäme“ ich mich jedes Mal, wenn ich solche Fälle sehen muss. Nein, es macht mich auch wirklich wütend! Als Lehrerin habe ich eine große Verantwortung, und dazu gehört auch meiner Schülerin zu sagen, wenn sie eben „noch nicht so weit“ ist, auch auf die Gefahr hin, dass sie mich verlässt. Dies sehe ich aber als Akt echten Respekts gegenüber meinem Nächsten!

Müssen wir wirklich den Schülerinnen Honig ums Maul schmieren, um einen Monatsbeitrag mehr im Beutel zu haben? Nun, ich lebe nicht vom Bauchtanzunterricht wie manch andere Kollegin, die sicher ein hartes Brot verdient (diesen Kolleginnen gehört mein ganzer Respekt), aber gerade von diesen „Profis“ (wenn wir das Wort Profi in dem Sinn verstehen, seinen Lebensunterhalt damit zu bestreiten) sehen wir solcherlei Dinge so gut wie nie, dabei wäre für mich dort die monetäre Zwangslage noch fast eine Entschuldigung, wenn auch eine traurige. Nein, hauptsächlich finden sich diese Auswüchse bei den „Nebenberufsdozentinnen“ wie ich eine bin (ich nenne das gerne auch Feld-, Wald- und Wiesenhüpfer). Seltsam, warum ist das so, wo doch da das Überleben der einzelnen Dozentin nicht von der Teilnahme einer Schülerin mehr oder weniger abhängt. Ist es wirklich so, dass sich die Dozentin nicht traut, ihren Schülerinnen reinen Wein einzuschenken? Muss die rosa Wolke herhalten, um alle am Ball zu halten? Dann haben wir es nicht verstanden! Vielleicht geht die eine oder andere Lehrerin in sich und denkt noch einmal darüber nach, was sie ihren Schülerinnen schuldig ist – lasst die Sache mit den viel zu frühen Auftritten und macht lieber mal ein schönes Schülerfest, auf dem sich die Küken austoben können und auch mal bei den weiter Fortgeschrittenen staunen dürfen, damit sie ein realistisches und ehrliches Ziel haben können. In diesem Sinne wünsche ich Euch einen Herbst mit vielen „goldenen“ Tagen und schönen Momenten in unserem Tanz
Eure Dahab Sahar

Spiegelbilder 1_2012_Bauchtanzunterricht - mehr als "Popwackeln" - Veröffentlicht in der CHorikà 2012



Der Frühling ist da 

..die Laune wird täglich besser. Seit zwei Wochen schiebe ich das Schreiben der Spiegelbilder vor mir her. Irgendwie will mir nichts einfallen und das frustriert mich dann doch. Aber manchmal ist das ebenso. Da hat man einfach keine Idee, keine Inspiration und dann bleibt die Kreativkiste leer. Ich hatte wohl die ganze Zeit schlichtweg zu viel „Realitätskisten“ um mich herum um meinen Gedanken endlich den nötigen „Auslauf“ zu gönnen. Aber es nützt nichts, es muss was her und so habe ich einfach mal angefangen. Diese Ausgabe der Chorikà beschäftigt sich intensiv mit dem Thema OT und Gesundheit.  Lehrerinnen wie auch Schülerinnen wissen gleichermaßen wie eng Tanz und Gesundheit verknüpft sind. Da wo der orientalische Tanz nicht als Hochleistungssport betrieben wird ist er ein perfektes Medium Körper und Seele in Einklang zu bringen. 

Bühnenpräsenz

Ich hatte schon vor längerer Zeit einmal einen Artikel über Bühnenpräsenz geschrieben. Dort ging es unter anderem auch um die Funktion der Spiegelneurone. Sie spielen bei der Betrachtung des Tanzes als Mittler zwischen Körper und Seele die entscheidende Rolle.  Körpersprache ist der Ausdruck des Seelenzustandes über Bewegungen unseres Körpers. Ob nun der Gesichtsmuskeln in Form von Mimik oder der Handbewegungen in Form von Gestik aber auch der ganzen Körperhaltung.  Was im „Innern“ vor geht spiegelt sich im „Außen“. Aber diese Aktionsstrasse ist kein „one way“ und genau hier wird es interessant. In vielen Studien konnte gezeigt werden, dass wir auch mit Hilfe von Körperarbeit den Weg zu Seele finden können. Tanz als Streicheleinheiten für die Seele, was für eine wundervolle Vorstellung. Aber genau das ist es! So wie sich der Gefühlszustand über das Körperbild (Körpersprache, Mimik, Gestik, Haltung) eines Menschen ausdrückt, so kann der Gefühlszustand durch Körperarbeit (Haltung, Gestik, Mimik….) beeinflusst werden. Es ist also eine Landstraße auf der wir uns bewegen, es geht in beide Richtungen! So lege ich in meinem Unterricht  für Anfänger bis gute Mittelstufe zwischenzeitlich den Schwerpunkt der Arbeit auf die Harmonie der Bewegung und dem eigenen Körpergefühl.  Wir arbeiten in den ersten zehn bis fünfzehn Terminen ausschließlich an Haltung und Muskelaufbau sowie Koordination. Bei mir steht die Freude an der Musik und Bewegung ganz im Vordergrund. Manche Frauen brauchen mehrere Monate um ihren Körper neu zu entdecken, ich lasse ihnen diese Zeit. Mit dem Aufbau der Muskulatur und der Verbesserung der Haltung und der Koordinationsfähigkeit eignen wir uns erst einmal das Handwerkszeug an um die komplexeren Tanztechniken überhaupt richtig ausführen zu können. Geduld ist hier das Zauberwort und diese aufzubringen ist für hochmotivierte Lehrerinnen wie ich eine bin eine harte Aufgabe. Immer wieder muss ich mich zurück nehmen mit meinen Ansprüchen und zwischenzeitlich fällt es mir leichter, denn ich sehe, dass sich ein nachhaltiger Erfolg einstellt.   

Mein Focus ist die Urintension dieses Tanzes: 

das Miteinander von Frauen,  ungezwungen die Gemeinschaft im Tanz zu erleben, sich für eine Stunde lang schön zu fühlen und zu spüren wie der Körper die Musik aufnimmt und erlebt. Und trotz dieses Ansatzes ist es für die Schülerinnen möglich fast unbemerkt die Tanztechnik zu erlernen – wie gesagt, Geduld ist zentrales Element  – Geduld mit den Schülerinnen und Geduld mit sich selbst. Also gemeinsam die Sinnlichkeit und Schönheit der Bewegung genießen. Genießen bedeutet auch Zeit haben, also hetzen wir nicht durch Bewegungsroutinen sondern entwickeln jede Unterrichtsstunde aus der aktuellen Stimmung. Ich lasse das zu und es ist jedes Mal spannend. Also kein 100% durchstrukturiertes Konzept sondern viele Freiheitsgrade. Das erfordert natürlich ein ständiges Benutzen der Antennen und ein sich immer neu ausrichten an der Gruppe. Dieser Aufwand wird belohnt, mehr als ich es mir jemals gedacht hätte. Nein, nicht in Form von Geld, sondern in dem Glücksgefühl strahlende Gesichter zu sehe verbissene  Konzentration versucht, eine Bewegung mit „Denken“ dem Körper aufzuzwingen statt Ihm die Zeit zu geben sie zu fühlen.  Und wenn dann nach eben etwas längerer Zeit auch ein Tanz auf eine Bühne gebracht wird, dann wird der Unterschied sichtbar und ich werde, wie letztes Wochenende, im Zuschauerraum sitzen und Tränen in Augen haben vor Freude, weil Frauen miteinander Tanzen und echte Freude und Lebenslust rüberbringen.
n. Keine zusammengequetschten Lippen die zeigen wie

Es gibt ein wundervolles Statement des gerade verstorbenen Apple Erfinders Steve Jobs:
Vergeuden Sie nicht ihre Zeit damit,
dass Sie das Leben eines anderen leben.
Lassen Sie sich nicht von Dogmen einengen.
Dogmen sind das Ergebnis des Denkens anderer Menschen.
Lassen Sie nicht zu, dass der Lärm fremder Meinungen
Ihre eigene innere Stimme übertönt.
Und vor allem haben Sie den Mut,
Ihrem Herzen und Ihrer Intuition zu folgen
Seit ich meiner Intuition folge kann ich ganz bei mir sein und dies lehre ich – ganz bei sich zu sein!
Ich wünsche Euch e
anz viel Inspiration!
Eure Dahab Sahar

Spiegelbilder 2_2013_ die Resonanzkatastrophe - veröffentlicht in der Chorikà Sommer 2013


Was sprudelt heute?

Nein, nicht der Sommer, der nicht kommen will, damit habe ich mich erst einmal abgefunden. Es ist ein sehr aufregendes Jahr – bis jetzt – und es verspricht so zu bleiben. Irgendetwas hat sich im Winter getan. Noch bin ich nicht sicher was es ist. Ich fühle mich „bewegt“, aber wohin geht die Reise? Die letzten Monate haben sehr viel „Negatives“ beschert, aber parallel dazu auch extrem viel „Postives“. Also ein Jahr der Extreme? So sieht es fast aus. In der Physik würde man sagen, ein System schwingt sich ein, bis die Wellen „synchron“ schwingen, sich addieren und aufschaukeln und dann in einer Resonanzkatastrophe „zusammenbrechen“ und dabei alles „zerbrechen“, bevor sie wieder, jede Schwingung für sich, ruhig nebeneinander her schwingen. Nein, wer will denn eine Resonanzkatastrophe? Aber man kann es eben nicht verhindern, so ist die Natur nun mal gestrickt!

Die Tanzlandschaft ist extremer geworden. 

Es wird immer turbulenter – höher - schneller – weiter. Wer übertrumpft wen und wer kann alles besser – perfekter – schneller? Es gibt sogar schon orientalische Tanzensembles mit „Prima Ballerina“ und allem was dazu gehört. Puh, da wird mir schwindelig. Nichts gegen Professionalität, aber wer, bitte schön, kommt denn da noch mit? Körper sollen perfekt und makellos sein, Tänze sollen perfekt und makellos sein, Menschen sollen perfekt und makellos sein. An der Stelle wünschte ich mir dann doch die Resonanzkatastrophe, damit wir alle wieder ganz von Anfang neu starten können, ganz nah bei uns selbst! Da, wo jeder den anderen braucht um etwas zu bewerkstelligen. Habt Ihr vergessen? Wir brauchen sie, all die anderen, denn ohne diese gibt es niemanden, der sich die Shows und die Festivals anschaut. Das sind überwiegend die nicht-professionellen und die nicht-makellosen, eben die ganz normalen Menschen bzw. TänzerInnen. Seien wir doch alle froh, dass es sie noch gibt. Wer sonst sollte sich die „Vorbilder“ denn anschauen. Auf dem Kongress des BVOT führte ich ein ähnliches Gespräch und nahm mir vor darüber zu schreiben.

Machen wir uns doch mal bewusst, wer unser (der LehrerInnen) Klientel ist:
Es sind zu mehr als 90% die Frauen, die ihren Körper wieder spüren und sich zu schöner Musik aus 1001 Nacht bewegen möchten, um damit einen Weg zu finden, sich in der eigenen Unvollkommenheit anzunehmen. Es sind – behaupte ich jetzt einmal – weniger als 10% Teilnehmer, die kommen, weil sie eine große Bühnenkarriere planen. Also ist die Hauptzielgruppe „Ottilie und Otto – Normalmensch“, denen ich gerecht werden muss und von denen ich die Kursgebühr bekomme, die mich also „über Wasser halten“, die es mir überhaupt ermöglichen den Unterricht abzuhalten und die die Eintrittskarten zu meinen Veranstaltungen kaufen. Es sei denn, ich kann mir den Luxus leisten mich darauf zu beschränken, nur noch „fertige BühnentänzerInnen“ zu unterrichten. Der Markt an SchülerInnen mag hier dann eher sehr dünn gesät zu sein und das Aquirieren neuer TeilnehmerInnen wohl sehr mühsam. Die Veranstaltungen aber werden quasi von den weniger als 5% der „Mehr-Woller“ bestritten.

Ist das nicht völlig daneben? Ein Zeichen der Zeit? Aber ja! Es sind ein paar „Mind Maker“, ein paar „Supermodels“, ein paar „Superstars“ - also ein Bruchteil eines Prozentes der Bevölkerung, die all den Anderen sagen wo es langgeht. Diktat – aber vom Feinsten! Und wir spielen munter alle mit. Das tun wir im täglichen Leben eben auch in jeder Lebenslage. Sind es zum Schluss nicht sogar die „Nicht-Perfekten“, die das System am Laufen halten und immer wieder weiter puschen und sich „diktieren lassen“ wollen?

Mein Résumé: 

wir BRAUCHEN eine Resonanzkatastrophe! Meine Gefühlswelt ist wieder mit sich im Reinen und ich freue mich auf den „Zusammenbruch“ des Diktats, sowohl für die Diktatoren als auch für ihr Gefolge. Vielleicht darf ich das ja noch erleben, damit der Respekt gegenüber uns selbst wieder hergestellt wird. Diese extremen Hochs und Tiefs sind der Weg dahin – nein, ich habe nichts Komisches geraucht und auch keine bunten Pillen genommen, ich wünschte allerdings manchmal, ich könnte hin und wieder mein Hirn ausschalten. Vielleicht wäre die Welt dann auch für mich rosarot!

Sarkastisch – ich? Wer behauptet denn so etwas? Nein, für heute „hab isch ferdsch“.
Einen schönen Sommer wünscht Euch

Spiegelbilder 1_2015 -kurz gefasst - Szenen einer Bauchtanzbeziehung



Eigentlich ...

will ich nur tanzen, nur unterrichten, nur den Spirit of Oriental Dance den Frauen vermitteln weil ich weiß dass es gut für jede Frau ist. Eine Missionarin in Sachen Tanz. Ja, und klar bin ich auch eine Rampensau und befriedige mein Bedürfnis mich zu zeigen mit meinen Tänzen, ich würde lügen wenn ich behaupten würde das wär nicht so.
Aber trete ich deshalb gleich mit anderen Tänzerinnen in Konkurrenz? Wie viele von den bauchtanzenden Ladys in meinem Umfeld verdienen denn wirklich ihr täglich Brot damit?
Ah...die Konkurrenz ist nicht begründet im schlichten Kampf zu überleben. Das muss was anderes sein. Ok, ich gehöre nicht mehr in die Kategorie "jung, sexy" ..und Modellmasse hab ich auch nicht (lach) ...herrgott....und dann ist man Konkurrenz?  Sollte mich stolz machen, tut es aber nicht. Macht mich traurig, denn nicht nur Konkurrenzdenken ist hier am Werk sondern auch aktive Ausgrenzung.
ja, es kotzt mich gerade an und ich will es verstehen.

 



Liebe Bauchtanzstars:

Ich nehme Euch nichts weg- wir nehmen uns nichts weg. Wer euch sehen will wird euch ansehen. Wer mich sehen will wird mich ansehen. Der Zuschauer regelt das ...das darf er.
Wenn mal keiner mehr meinen Tänzen zuschauen möchte, dann werde ich wissen dass ich "raus" bin.... Und genauso wird es bei Euch sein.
Und wenn Eure Veranstaltungen schlecht besucht sind liegt das nicht an der Konkurrenz, sondern daran, dass es keiner sehen will!
Allhamdu il allah!

Spiegelbilder 3/4_2014 WELCOME IN EGYPT - veröffentlicht in der Chorikà 3/_2014




Welcome in Egypt
Ja, man hört es wieder in den Straßen, die wieder aussehen wie in der Zeit „vor Mursi“. Ein frischer Wind weht durch Kairo, keine Straßensperren mehr, keine umgedrehten und ausgebrannten Autowracks, keine gesperrten Plätze. Kairo ist wieder „ganz die Alte“. Das Land ist gebeutelt, aber es hat sich erholt! Keine Müllberge entlang der Stadtautobahn, die wir noch vor anderthalb Jahren gesehen hatten, weil es monatelang keine Müllabfuhr gab. Auch Benzin ist wieder umfassend verfügbar.
Kairo is back
Anfang November waren Abeer und ich wieder in Kairo und uns ergriff ein großes Aufatmen. War noch bei unserem letzten Besuch im Frühling 2013 die Stimmung in der Stadt sehr getrübt und manche Stadtteile durch Straßensperren nicht passierbar, so fühlt es sich jetzt wieder „ganz wie früher“ an. Es war schön, die Menschen so entspannt zu sehen. Ja, die Preise haben sich drastisch erhöht – aber wie auch sonst sollten die Menschen die entgangenen Umsätze und Gehälter aufholen, die sie monate– oder sogar jahrelang nicht bekommen haben. Auch die gehobene Mittelschicht hatte nach so langer „touristenfreier“ Zeit die Ersparnisse a
ufgebraucht. Es gibt wieder Dinnerfahrten mit Bauchtanz auf dem Nil – die Basare sind wieder mit Menschen gefüllt und die noch vor 2 Jahren zur Hälfte geschlossenen Läden im Khan El-Khalili bieten wieder „everything for free“ an. Ein schönes Gefühl, das Leben wieder pulsieren zu sehen!
Herzschmerzen
Ein Hauch von Wehmut begleitet mich, ich muss eine Weile darüber nachdenken, warum. Dann wird es mir klar: Die Herzlichkeit der Orientalen, diese Nähe – ja, gar keine Distanz – die Offenheit der Menschen und die ungefilterte Emotionalität, wie sehr vermisse ich die, wenn ich in Frankfurt aus dem Flieger steige. Die Akzeptanz der Frauen untereinander. Die Wertschätzung jeder Frau – egal ob jung oder alt. Zurück in das doch vergleichsweise gefühlskalte Deutschland. Die Frauen
wieder hart und starr und sich „in Form haltend“. Jede weibliche, weiche Frau ein Exot, der auffällt. Es schmerzt – ich kann nicht sagen wo – aber es tut weh! Ich suche noch immer den Grund dafür – ich will die Dinge verstehen, aber an dieser Stelle komme ich nicht weiter. Warum tun wir Frauen uns das an? Warum arbeiten wir gegeneinander und nicht miteinander? Warum haben wir uns so von unserem biologischen Erbe entfernt? Ich bin überzeugt, das macht uns krank – krank in der Seele und krank im Körper!
Gleichschaltung
Aber den Jungs geht es ja genauso! Wo dürfen sie denn noch „Mann“ sein? Wo ist die Polarität zwischen den Geschlechtern geblieben? Das, was es ausmacht – das Spiel des Lebens! Unsere Gesellschaft wird an dieser „Gleichschaltung der Geschlechter“ irgendwann kaputt gehen. Aber vorher werden wir Millionen dafür ausgeben, Krankheiten zu behandeln, die wir nicht hätten, wenn wir uns nicht so malträtieren würden. Warum tun wir uns das an … Wegen dem bisschen „Kohle“? Die bringt uns das Glück nicht zurück! Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass nach einem echten „Crash“ eine Besinnung stattfinden wird …
Mein Wort zu Weihnachten
Ein bisschen weniger „mitlaufen“ - ein bisschen mehr „mitdenken“ – ein bisschen weniger „sich über Medien und Machtinstrumente bestimmen lassen“ – ein bisschen mehr „Verantwortung für das eigene Tun übernehmen“ – und eine große Portion mehr „ Liebe, Akzeptanz, Respekt und Toleranz füreinander“ … dann gehen wir auf gesunden Pfaden!