Samstag, 6. Juni 2015

Spiegelbilder 3/4_2014 WELCOME IN EGYPT - veröffentlicht in der Chorikà 3/_2014




Welcome in Egypt
Ja, man hört es wieder in den Straßen, die wieder aussehen wie in der Zeit „vor Mursi“. Ein frischer Wind weht durch Kairo, keine Straßensperren mehr, keine umgedrehten und ausgebrannten Autowracks, keine gesperrten Plätze. Kairo ist wieder „ganz die Alte“. Das Land ist gebeutelt, aber es hat sich erholt! Keine Müllberge entlang der Stadtautobahn, die wir noch vor anderthalb Jahren gesehen hatten, weil es monatelang keine Müllabfuhr gab. Auch Benzin ist wieder umfassend verfügbar.
Kairo is back
Anfang November waren Abeer und ich wieder in Kairo und uns ergriff ein großes Aufatmen. War noch bei unserem letzten Besuch im Frühling 2013 die Stimmung in der Stadt sehr getrübt und manche Stadtteile durch Straßensperren nicht passierbar, so fühlt es sich jetzt wieder „ganz wie früher“ an. Es war schön, die Menschen so entspannt zu sehen. Ja, die Preise haben sich drastisch erhöht – aber wie auch sonst sollten die Menschen die entgangenen Umsätze und Gehälter aufholen, die sie monate– oder sogar jahrelang nicht bekommen haben. Auch die gehobene Mittelschicht hatte nach so langer „touristenfreier“ Zeit die Ersparnisse a
ufgebraucht. Es gibt wieder Dinnerfahrten mit Bauchtanz auf dem Nil – die Basare sind wieder mit Menschen gefüllt und die noch vor 2 Jahren zur Hälfte geschlossenen Läden im Khan El-Khalili bieten wieder „everything for free“ an. Ein schönes Gefühl, das Leben wieder pulsieren zu sehen!
Herzschmerzen
Ein Hauch von Wehmut begleitet mich, ich muss eine Weile darüber nachdenken, warum. Dann wird es mir klar: Die Herzlichkeit der Orientalen, diese Nähe – ja, gar keine Distanz – die Offenheit der Menschen und die ungefilterte Emotionalität, wie sehr vermisse ich die, wenn ich in Frankfurt aus dem Flieger steige. Die Akzeptanz der Frauen untereinander. Die Wertschätzung jeder Frau – egal ob jung oder alt. Zurück in das doch vergleichsweise gefühlskalte Deutschland. Die Frauen
wieder hart und starr und sich „in Form haltend“. Jede weibliche, weiche Frau ein Exot, der auffällt. Es schmerzt – ich kann nicht sagen wo – aber es tut weh! Ich suche noch immer den Grund dafür – ich will die Dinge verstehen, aber an dieser Stelle komme ich nicht weiter. Warum tun wir Frauen uns das an? Warum arbeiten wir gegeneinander und nicht miteinander? Warum haben wir uns so von unserem biologischen Erbe entfernt? Ich bin überzeugt, das macht uns krank – krank in der Seele und krank im Körper!
Gleichschaltung
Aber den Jungs geht es ja genauso! Wo dürfen sie denn noch „Mann“ sein? Wo ist die Polarität zwischen den Geschlechtern geblieben? Das, was es ausmacht – das Spiel des Lebens! Unsere Gesellschaft wird an dieser „Gleichschaltung der Geschlechter“ irgendwann kaputt gehen. Aber vorher werden wir Millionen dafür ausgeben, Krankheiten zu behandeln, die wir nicht hätten, wenn wir uns nicht so malträtieren würden. Warum tun wir uns das an … Wegen dem bisschen „Kohle“? Die bringt uns das Glück nicht zurück! Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass nach einem echten „Crash“ eine Besinnung stattfinden wird …
Mein Wort zu Weihnachten
Ein bisschen weniger „mitlaufen“ - ein bisschen mehr „mitdenken“ – ein bisschen weniger „sich über Medien und Machtinstrumente bestimmen lassen“ – ein bisschen mehr „Verantwortung für das eigene Tun übernehmen“ – und eine große Portion mehr „ Liebe, Akzeptanz, Respekt und Toleranz füreinander“ … dann gehen wir auf gesunden Pfaden!

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